Wie wir Kinder zu Lösungsfindern machen

14.03.2019

Wie wir Kinder zu Lösungsfindern machen

Wir möchten Kinder und Jugendliche dazu befähigen, die technischen Zusammenhänge hinter der Digitalisierung zu verstehen – und so zu mündigen Bürgern zu werden. Wie wir das machen? Mit unseren innovativen Schulungskonzepten. In denen vor allem Lehrkräfte lernen, den eigenen Unterricht reflektiert, souverän und kreativ zu gestalten.

Große Neuigkeiten in Sachen digitaler Infrastruktur an deutschen Schulen: Das Grundgesetz wird geändert, die Zustimmung vom Bundestag und Bundesrat ist durch. Nun ist er nach monatelanger Diskussion endlich da: der Digitalpakt. Schnelles Internet und Hardware werden dann hoffentlich in den kommenden Monaten mit 3,5 Milliarden Euro auf Vordermann gebracht. Aber sie allein machen Kinder und Jugendliche noch nicht zu Gestaltern der digitalen Welt. Der Anschluss ans W-LAN und die Ausstattung mit Hardware sind essentiell. Was es für die digitale Transformation an Schulen außerdem braucht, ist – da wo er sinnvoll und dem Thema angemessen ist – Technologiebezug. Sowie Lehrkräfte, die wissen, wie sie kreativ und reflektiert Digitales in ihren Unterricht einbinden können. Es gilt also mehr denn je, Lehrkräfte fortzubilden. Wir als Initiative „Coding For Tomorrow – Hub für Digitale Bildung“ haben schon lange vor dem Digitalpakt erkannt: Kinder sind die kreativen Lösungsfinder von morgen – wenn wir sie jetzt gut auf die Zukunft vorbereiten. Und dazu gehört neben Coding auch die Vermittlung umfassender Digital-Kompetenzen.

Fragen, die sich 2019 viele Menschen stellen: Wie wird sich das Berufsleben durch die Digitalisierung verändern? Welche Fähigkeiten werden wichtig sein? So richtig weiß es keiner. Klar ist nur, dass Coding eine Rolle spielen wird. „Programmierwissen allein ist aber nicht das, was Kinder fit für die Zukunft macht. Es ist die Fähigkeit, Lösungen zu finden. Projektbasiert arbeiten zu können. Als Team voran zu kommen, in dem jeder andere Kompetenzen hat“, sagt Andrea Zinnenlauf. Sie ist Programmleiterin bei der Vodafone Stiftung und hat im November 2017 die Initiative „Coding For Tomorrow – Hub für Digitale Bildung“ zusammen mit den Jungen Tüftlern in Düsseldorf ins Leben gerufen.

Wir agieren nach dem Ansatz: Kinder sollen Programmieren lernen und dabei zu mündigen Lösungsfindern werden. Indem sie die technologisierte Welt um sich herum verstehen, können sie die Zukunft gestalten. Anstatt zuzusehen, wie andere dies tun. In Berlin, NRW und Bayern bieten wir als Initiative Angebote an, die zwar vielfältig sind, aber alle ein Ziel verfolgen: Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte mit der Digitalisierung vertraut machen. Und zwar auf höchst kreative Weise. Es wird getüftelt, gebastelt, erschaffen. Mit Papier, Stiften, Kleber, Schere. Aber auch mit Programmiersprache und technischer Hardware wie Spielzeugrobotern und Computern. Eine der wichtigsten Prinzipien: „Wir bleiben in unseren Workshops immer auf Augenhöhe mit den Kindern. Viele von ihnen haben bereits Programmierwissen und können in ihrem Team als Experten fungieren. Das erkennen wir an. Uns ist es wichtig, dass auch Lehrkräfte verstehen, wie sie das Potential ihrer Schüler nutzen – auch und gerade dann, wenn sie selbst noch nicht auf derselben Wissensstufe stehen“, sagt Svenja Wißmann. Die 30-Jährige hat Gymnasiallehramt studiert und leitet das Düsseldorfer Hub seit der Eröffnung. Seitdem gestaltet sie die Kooperationen mit Schulen vor Ort und konzipiert die Lehrkräfteschulungen. Dabei wird darauf geachtet, dass sich die Kursinhalte am Medienkompetenzrahmen NRW orientieren. Dieser besteht aus sechs Säulen. Eine davon lautet: „Probleme lösen und modellieren“. Hier kommt Coding for Tomorrow ins Spiel.

Die Frage lautet nämlich: Wie entwickeln sich junge Menschen zu Problemlösern, die in Zukunft jede gesellschaftliche Herausforderung meistern können? Svenja Wißmann kennt die Antwort: „Wir fördern schon in der ersten Klasse soziale Kompetenzen. Gerade in Grundschulen stößt dieser Ansatz bei den Lehrkräften auf große Resonanz. Die Schülerinnen und Schüler lernen sehr schnell, kollaborativ, kreativ und handlungsorientiert zu denken und zu arbeiten. Jedes Kind soll in einem Team seine Rolle finden.“

Und so erschaffen Kinder und Jugendliche in den Ferienworkshops beispielsweise Roboter für zukünftige Welten mit dem Einplatinencomputer Calliope. Im Anschluss daran erfolgt der nächste Schritt, das Verstehen und Reflektieren ihrer Arbeit. „Wir fragen unsere jungen Teilnehmer, was es für unsere Gesellschaft bedeutet, wenn Roboter mehr und mehr den Alltag prägen. Was dabei herauskommt, ist mitunter richtig spannend! Sie sagen etwa nicht: Roboter sind ein Problem, weil durch sie Arbeitsplätze wegfallen. Sondern: Durch Roboter müssen die Menschen weniger arbeiten, das ist doch positiv!“ Svenja Wißmann ist wichtig zu betonen, dass nicht jedes Kind Programmierer werden soll. Die Kompetenzen, die darunter liegen, seien aber entscheidend: etwa logisches Denken. „Was nicht passieren darf ist, dass eine ganze heranwachsende Generation zu reinen Anwendern erzogen wird.“ Deshalb schafft Coding for Tomorrow einen kreativen Rahmen, in dem Schülerinnen und Schüler tüfteln können und so einen vielfältigen Zugang zur Digitalisierung finden. Die Hauptzielgruppe der Initiative sind erste bis achte Klassen aller Schulformen.

Coding For Tomorrow setzt zudem bewusst einen Schwerpunkt bei der Weiterbildung der Lehrkräfte. Diese werden zu Workshops eingeladen, in denen sie sich Ideen und Handwerkszeug für ihren Unterricht holen können. Das Schulungskonzept sieht vor, dass Lehrkräfte im ersten Schritt die Tools kennenlernen. Also beispielweise verstehen, was ein Code überhaupt ist. Im zweiten Teil geht es um die Umsetzung einer Unterrichtseinheit oder einer Projektidee. Der dritte Teil sieht vor, dass ein Trainer von Coding For Tomorrow für einen Tag in die Schule kommt und die Lehrkraft bei der Umsetzung eines Projektes unterstützt. „Durch die Befähigung der Lehrkraft tragen wir zur nachhaltigen Etablierung digitaler Elemente in den Unterricht bei. Darüber hinaus ist es uns wichtig, dass wir thematisch immer eng am Lehrplan arbeiten und die technischen Voraussetzungen an der Schule im Blick haben. Auch ein alter Computerraum bietet noch viel Potential, das wir nutzen können“, sagt Svenja Wißmann. Die Leiterin des Düsseldorfer Hubs findet ihre Tätigkeit „superrelevant in dieser Zeit. Die Kinder und Jugendlichen verstehen Technik und werden durch die Arbeit von Coding For Tomorrow zu mündigen Bürgern der Zukunft. Das macht es so spannend.“

Sie sind Lehrkraft und interessieren sich für die Angebote von Coding For Tomorrow? Dann informieren Sie sich auf unserer Webseite. Dort finden Sie auch die Termine für die Lehrkräfteschulungen in NRW und Berlin. Zudem können Sie sich vielfältige Lehr- und Lernmaterialien unter „Downloads“ herunterladen.